Wissenschaft in China - Technologie in China

                          Infrastruktur - China 

2.2. Wissenschaftliche und technologische Infrastruktur

Zu diesem Teilbereich der Infrastruktur gehören eine Vielzahl verschiedener öffentlicher Einrichtungen. Von Bedeutung sind besonders Bildungsinstitutionen und Universitäten in den allgemeinen technischen und wissenschaftlichen Fachrichtungen, sowie öffentliche Institutionen für Forschung, von der Grundlagenforschung bis zur angewandten Forschung. Desweitern sind zu solcher Infrastruktur auch beispielsweise öffentliche Büchereien, öffentliche Dienste (Normeninstitute, Wetterdienste, Erdbebenwarndienste usw.), Patentämter, Museen und öffentliche Einrichtungen, die die internationale Zusammenarbeit fördern, zu zählen. (Vgl. Merck 1980, S.36)

Eine allgemeine genau abgegrenzte Definition gibt es nicht. Überschneidungen zur Bildungsinfrastruktur, vor allem zur tertiären Bildung, sind durchaus vorhanden. Dies wurde schon im vorherigen Kapitel behandelt, so daß ich hier auf die anderen Teilbereiche eingehen möchte. Auch sind die Infrastruktureinrichtungen in diesem Bereich vom sozio-politischen System, Kultur und Tradition bestimmt. So ist in sozialistischen Ländern eine solche Infrastruktur meist stärker ausgebaut, während sie in marktwirtschaftlich organisierten Staaten auch teilweise durch privatwirtschaftliche Leistungen ausgeglichen wird (z.B. in der Forschung). „Schließlich fehlen eindeutige Kriterien für die Messung der Leistungsfähigkeit der Wissenschafts- und Technologieinfrastruktur“ (Merck 1980, S.36).

Diese Infrastruktureinrichtungen sind überwiegend der produktiven Infrastruktur hinzuzurechnen. So stellen die Forschungs- und Bildungseinrichtungen wichtige Hilfen und Voraussetzungen für den privaten Produktionsprozess dar. Aber auch andere der oben genannten Teilbereiche wie Patentämter oder Einrichtungen, die die internationale Zusammenarbeit fördern können, können für die Privatwirtschaft hilfreich sein.

Insgesamt sind zwar viele Teilbereiche der wissenschaftlichen und technologischen Infrastruktureinrichtungen für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes bedeutend. Dennoch soll in dieser Arbeit nur auf einige Teilbereiche eingegangen werden, weil die umfassende Behandlung der sehr verschiedenartigen Teilbereiche den Schwerpunkt dieser Arbeit zu sehr auf dieses Kapitel verlagern würde.

Es gibt in China seit über zehn Jahren mehrere große staatliche Wissenschaftspläne, die die Förderung von Bereichen der Wissenschafts- und Technologieinfrastruktur zum Ziel haben. Mit diesen Plänen soll die High-Tech- und Grundlagenforschung vorangetrieben werden. Nach dem führenden chinesischen Politiker Jiang Zemin ist es das Ziel dieser Pläne „China durch Wissenschaft und Bildung zur Blüte zu bringen“ (Zitat aus: Staiger 1996b, S.357). Er glaubt, daß durch diese Pläne die chinesische Wirtschaft in Zukunft viele Vorteile haben wird. Die Technologieabhängigkeit vom Ausland wird sinken, die Konkurrenzfähigkeit chinesischer Produkte wird steigen und China wird in der Lage sein eigene High-Tech-Produkte zu entwickeln. Im High-Tech-Bereich sollen beispielsweise die Biotechnologie, die Informationstechnologie oder die Pharmatechnologie stark gefördert werden. (Vgl. Staiger 1996b, S.357-359)

Auch durch den Aufbau moderner Wissenschaftsparks wird die Wissenschaft und Technologie in China vorangetrieben. Seit 1989 gibt es solche universitätseigenen Parks. Die Anzahl solcher Parks, die eng mit der Wirtschaft verflochten sind, ist inzwischen schon auf über 30 gewachsen. Besonders zu erwähnen ist hier ein Park in der Nähe Pekings, der häufig als das chinesische Silicon Valley bezeichnet wird. Hier sind 30 Universitäten und Hochschulen, 200 nationale Forschungseinrichtungen und 5000 High-Tech Betriebe angesiedelt. 15000 Wissenschaftler arbeiten in diesem Wissenschaftspark. (Vgl. Staiger 1996c, S.359)

In der Raumfahrt hat China besondere Erfolge zu verzeichnen. Bisher wurden über 40 erfolgreiche Raketenstarts durchgeführt. Es werden hiermit auch kommerzielle Interessen verfolgt. Durch den Abschuss ausländischer Satelliten werden hohe Einnahmen erzielt. Dieses Geschäft soll in den nächsten Jahren auch durch den Bau stärkerer Trägerraketen stark ausgebaut werden. Im Zeitraum von 1994 bis 2000 will China 30 ausländische Satelliten in eine Umlaufbahn bringen, vor allem aus Dritteweltländern (Vgl. Staiger 1994b, S.463). Auch will China noch vor dem Jahre 2000 in die bemannte Raumfahrt einsteigen. (Vgl. zur Raumfahrt Chinas: Staiger 1996d, S.960)

Das Bibliothekswesen in China ist recht gut ausgebaut. Es gab 1994 rund 2000 öffentliche Bibliotheken, 1100 Universitätsbibliotheken und 500 Fachbibliotheken (Vgl. Beijing Rundschau 22/96, S.22). „Alle diese Bibliotheken spielen beim Aufbau eine außerordentlich wichtige Rolle“ (Beijing Rundschau 22/96, S.22). Besonders sind die Modernisierungen der Bibliotheken mit neuen Informationsmedien zu erwähnen. Schon bald soll es in den größeren Bibliotheken in China möglich sein, die Bücher zu Hause online mit Hilfe eines PC zu lesen. Auch sollen die Bibliotheken untereinander vernetzt werden. Die Bibliotheken der großen Forschungsinstitute sind bereits miteinander vernetzt. (Vgl. Beijing Rundschau 22/96, S.22)

Insgesamt unternimmt China große Anstrengungen in der wissenschaftlichen und technologischen Infrastruktur ein hohes Niveau zu erreichen. Bedenkt man, daß China ein Entwicklungsland mit einem Bruttosozialprodukt pro Kopf von weit unter 1000$ pro Jahr ist, erscheinen diese Infrastuktureinrichtungen im Vergleich zur allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung bereits als sehr weit fortgeschritten. China könnte wissenschaftlich und technologisch durch die hohen Anstrengungen in diese Infrastruktureinrichtungen bald Weltstandart erreichen, wie es in einigen Bereichen wie der Weltraumtechnologie bereits der Fall ist.

Ein Engpass für weiteres wirtschaftliches Wachstum ist in der Wissenschafts- und Technologieinfrastruktur in den untersuchten Teilbereichen nicht zu erwarten. Es ist im Gegenteil eher von einer wachstumsfördernden Wirkung der überproportional gut ausgebauten Infrastruktur auszugehen.


 

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