Wie zuvor erörtert, können Engpässe in nur einem Teilbereich der produktiven Infrastrukturbereiche das wirtschaftliche Wachstum verhindern oder zumindest begrenzen. Da sich diese Arbeit mit der Infrastruktur der VR China als Engpass für weiteres wirtschaftliches Wachstum beschäftigt, werden im folgenden Kapitel die einzelnen Teilbereiche der produktiven Infrastruktur auf Engpässe untersucht.

Es soll herausgefunden werden, ob die Infrastrukturausstattung auch in Zukunft ausreichen wird, die hohen Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft aufrechterhalten zu können, oder ob ein weiteres schnelles Wachstum an der unzureichenden Infrastrukturausstattung scheitern wird.

Minami bezeichnet die Bereiche Energieversorgung, Telekommunikation, Verkehr und Bildung nicht zu Unrecht als „foundation stones of economic growth“ (Minami 1994, S.44ff). Dies sind die wichtigsten Teilbereiche, die unter den Begriff produktive Infrastruktur fallen. Neben diesen wichtigsten Bereichen will ich auch noch kurz den Wissenschaftsbereich und die Wasserversorgung untersuchen. Vor allem die Landwirtschaft braucht Wasser als Inputfaktor für die Produktion. Von einer guten Wissenschaft können durch neue Erfindungen und neue Produktionsverfahren starke Wachstumsimpulse ausgehen.

Der zukünftige Bedarf an Infrastruktur ist nicht in allen Teilbereichen einfach zu bestimmen. In den Bereichen, in denen dies Probleme bereitet, will ich im folgenden die chinesische Infrastruktur mit bereits weiter fortgeschrittenen Ländern in Ostasien vergleichen. So lässt sich am ehesten abschätzen, ob und wo ein zukünftiger Engpass bestehen könnte.

Ich habe dazu einige ostasiatische Länder ausgewählt, weil die Voraussetzungen am ähnlichsten sind. Es sind die Staaten deren Wirtschaftskraft pro Einwohner höher als in China ist, die also zur Zeit schon auf einem Niveau sind, das China bei weiterem Wachstum auch erreichen könnte. Ferner sind es Länder, die in den letzten 20 Jahren relativ lange Wachstumsperioden aufwiesen. Durch einen Vergleich mit diesen Ländern lässt sich am besten sehen, ob und wo in den verschiedenen Infrastrukturbereichen Chinas Engpässe für weiteres wirtschaftliches Wachstum bestehen könnten. Stadtstaaten wie Singapur werden nicht berücksichtigt, weil hier die Voraussetzungen zu unterschiedlich sind. Die nach obigen Kriterien ausgewählten Länder sind Indonesien, die Philippinen, Thailand, Malaysia, Südkorea und Japan. Diese Länder werden häufig mit dem Wirtschaftswunder in Ostasien in Zusammenhang gebracht.